1. September 2008
Der BUND kartiert Vielfalt der Streuobstbestände in Königstein und Glashütten
Ergebnisse liegen vor - Gute Zusammenarbeit mit dem Obst- und Gartenbauverein
In einem hessenweiten Projekt führt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland die Kartierung der Streuobstbestände durch, um einen Überblick über die biologisch wertvollen Streuobstwiesen mit deren Baumbeständen zu erhalten.
Für das Streuobst-Mekka von Königstein, dem Ortsteil Mammolshain, hat BUND-Vorstandsmitglied Günter Schmunk in Zusammenarbeit mit Philipp Steyer vom Obst und Gartenbauverein mit großem ehrenamtlichem Zeitaufwand die einzigartigen Bestände von Kern- und Steinobst aufgenommen. Die Mammolshainer Gemarkung zählt stolze 3.506 Hochstämme und 2.142 Halbstämme, wobei die Spindelbusch- und Pillar-Plantagen in der Aufstellung nicht enthalten sind. Alleine die schneidhainer Obstsorten z.B. zeigen ein Verhältnis von 165 Steinobst- zu 120 Kernobst-Obstbäumen auf.
Bei der Kartierung sind sowohl die Flächen als auch die Art der Obstbestände in Hoch- und Halbstämmen, das Alter, die Obstsorten, und sog. abgängige, also tote Bäume, detailliert kartiert worden. Besonders ökologisch wertvolle Teile der Streuobstwiesen, das Totholz, das Steinkauz, Wendehals und Greifvögeln als Lebensraum dient, wurde ebenfalls festgehalten.
Die Vielfalt der heimischen Streuobstwiesen ist mit ca. 3.000 Obstsorten und über 5.000 Tier- und Pflanzenarten vergleichbar mit der Artenvielfalt tropischer Wälder. Die Vogelvielfalt ist in einer Streuobstwiese zehnmal größer als in einer Obstplantage.
Nachdem Ende 2006 durch die Novellierung des Hessischen-Naturschutz Gesetzes die Bedeutung der heimischen Streuobstbestände für Verbraucher, für die Erzeuger und für die Biodiversität der Natur zunächst nicht richtig eingeordnet wurde, hat sich die Landesregierung zwischenzeitlich eines Besseren belehren lassen. Der Staatssekretär im Umweltministerium stellt fest, dass nur mit unseren heimischen gepflegten und artenreichen Obstwiesen der gesunde Apfelsaft und der traditionelle hessische Apfelwein erzeugt werden können.
Man erinnert sich plötzlich an frühere Zeiten als in den ländlichen Räumen um die Dörfer die so genannten Speckgürtel lagen, die von den Bewohnern in mehrfacher Weise genutzt wurden. Damit war eine direkte Versorgung und eine nahe Viehhaltung gewährleistet. Auf Streuobstwiesen mit ihren Hochstämmen wurden Flächen mehrfach genutzt, unter den Bäumen wurden Tiere geweidet und/oder andere Anpflanzungen vorgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind diese Bestände immer kleiner geworden und sogar mittels Rodungsprämien dezimiert worden.
Nachdem die Obstbaum-Sorten und Bestände in den 80iger Jahren immer weniger wurden bemühen sich Naturschützer, Landwirte und Obst- und Gartenbauvereine darum, die Streuobstbestände als Kulturgut, sowie für Naturschutz-, Landschaftspflege und zur Naherholung zu erhalten und zu fördern.
Nachfragen beantwortet Günter Schmunk: 06082-930337
E-Mail: guenter.schmunk@t-online.de