BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


25. Mai 2013

Der Wald ist für Alle – aber nicht für Alles!

Der BUND zieht Bilanz

Der Wald ist für Alle – aber nicht für Alles, unter diesem Titel lud der BUND Ortsverband Königstein-Glashütten zu einem Vortrag am 15. Mai 2013 in die Villa Borgnis im Königsteiner Kurpark. Gleichzeitig verbunden war die Veranstaltung mit der 10. Jahresmitgliederversammlung seit der Neugründung des BUND im Jahr 2003.

Peter Gwiasda, ein Kenner und Fan unserer Wälder, insbesondere der Taunuswälder, eröffnete mit vielen informativen, beeindruckenden Fakten, aber auch mit warnenden Worten, ganz neue Einblicke auf den Zusammenhang zwischen der Nutzung unserer Wälder, unserer Freizeit, den Möglichkeiten, die die Wälder bieten, aber auch auf die Gefahren, denen der Wald ausgesetzt ist. Dabei wurde die große Abhängigkeit des Menschen und dessen Existenz von den Wäldern überdeutlich.

Diejenigen wurden überrascht, die bisher dachten – die Natur wird´s schon richten. Nachdenklichkeit macht sich breit, wenn man hört, dass grade einmal 0,54 % unseres Landes mit 14 Nationalparks bedeckt sind, der Naturschutzring hält 2 % für wünschenswert. Erstmals in ihrer Geschichte haben die Deutschen mehr Holz verbrannt als stofflich für Produkte verarbeitet. „Mit dieser Vergeudung eines wichtigen Rohstoffes hat sich Deutschland auf das Niveau von Entwicklungsländern herab gearbeitet“, so ein Zitat der Holzwerkstoffindustrie. Radfahrer, Wanderer, Pilzsucher, Reiter, GPS-Schatzsucher beanspruchen den Wald. Eine Sommerrodelbahn im Taunus soll tausende Touristen in den Wald ziehen, Parkplätze müssen dafür gebaut, viele Bäume gefällt werden. Straßenbau vernichtet weitere km² und schädigt oft dauerhaft das Grundwasser. Steinbrüche fressen sich in die Forste und immer mehr Wälder fallen der Kulturlandschaft zum Opfer.

Der NABU (Naturschutzbund) mahnt die verdrehte Sichtweise Deutschlands passend an: „Während wir Deutschen in Indonesien und Brasilien um den Erhalt echter Urwälder kämpfen, haben wir uns schon vor mehr als hundert Jahren der letzten eigenen Urwälder entledigt.“

„Manchmal muss man die Arbeit der Förster bewundern, die mitten in diesem Gefecht stehen und verpflichtet sind, unseren Wald dauerhaft zu erhalten. Ihr Job ist es, heute für die Zeit von 2120 bis 2180 zu planen, zu pflanzen und zu hegen, dabei Rendite zu erwirtschaften und die Biodiversität zu erhalten und zu fördern“, mit diesen mahnenden Worten und einem kleinen Exkurs zu den Kastaniengebieten in Mammolshain eröffnete Peter Gwiasda die nachfolgende Diskussion.

Etwa 30 Besucher kamen zum Vortrag, sodass das Balkonzimmer in der Villa Borgnis gut gefüllt war. Auch zahlreiche Vertreter des Obst- und Gartenbauvereins Mammolshain waren gekommen, um sich den Vortrag anzuhören. Johannes Schießer erläuterte fachlich seine Sicht der Maßnahmen und geriet dabei in Diskussion mit den BUND-Vertretern. Sicher konnte nicht verlangt werden, dass die Naturschützer alles unterstützten, was der OGV vertrat, aber man war sich einig, ohne Kommunikation geht es nicht.

„Da durch eine gemeinsame Begehung von BUND, UNB (Untere Naturschutzbehörde), Rathausvertreter, und OGV die Weichen für weiteres Vorgehen gesteckt sind und die Bedingung, nun zukünftig wirklich die geplanten Maßnahmen den Behörden zur Freigabe und Abstimmung vorzulegen, wie dies vom BUND seit Jahren immer wieder gewünscht wird und es auch in Protokollen festgelegt worden war, erfüllt werden soll, steht dem Aufeinanderzugehen von Naturschutz- und Gartenbauverein nichts entgegen“, so die Vorsitzende des BUND, „rechtlich sind hier natürlich die Behörden zu fragen, die  ihre Arbeit machen müssen. Der BUND kann nur beraten.“

Eine insgesamt gute, konstruktive Atmosphäre, freut sich der BUND, habe man an diesem Abend gehabt und ging nach Ende des Vortrages mit Diskussion in den „amtlichen Teil“ über.

Der Rückblick auf die vergangenen 10 Jahre BUND-Arbeit in Königstein und Glashütten zeigten die unermüdliche Arbeit des Vereins vor Ort. Kindergruppen, die ins Leben gerufen wurden, Aktionen zur Rettung der Amphibien an der B8 über die vergangenen fünf Jahre, Baum- und Blumenpflanzungen vor Ort, und vielfältige Veranstaltungen, wie Vogelstimmen-, Fledermaus- und Botanikwanderungen, Spinnen- und Schmetterlingstage, zeichneten das umfangreiche Angebot des BUND aus. Unzählige Begehungen, die Bearbeitung aller großen Bebauungspläne und schließlich der große Erfolg zur endgültigen Niederschlagung der Planungen zum Bau der B8-Neu, bei der auf sachlicher Basis klargestellt wurde, dass diese millionenteure Straße nicht die erhoffte Entlastung bringen würde, waren Highlights der Arbeit.

Beim Ausblick auf das Jahr 2014 ist klar, dass sich der neue Vorstand erst einmal einarbeiten muss, betonte die ehemalige Vorsitzende, v. Eisenhart-Rothe. Ein Teil des Vorstandes wurde dann einstimmig neu gewählt. Dabei übernahm Frau Cordula Jacubowsky, die mit ihrem Mann den BUND bereits bei anderen Gelegenheiten unterstützt hatte, den Posten der Vorstandsvorsitzenden. Der BUND freut sich auf die Arbeit mit der engagierten Vorsitzenden und wünscht stets eine gute Hand. Unterstützt wird der BUND noch von Gabriele Klempert, die als zweite Beisitzerin Steffi Laudan ersetzt. Mit viel Applaus und einem dicken Blumenstrauß dankte der BUND seiner noch auf Kreisebene aktiven ehemaligen Vorsitzenden Claudia von Eisenhart-Rothe, die die grüne Staffel im wahrsten Sinne des Wortes an Cordula Jacubowsky übergab.


Quelle: http://bund-koenigstein-glashuetten.de/nc/pressemitteilungen/detail/artikel/der-wald-ist-fuer-alle-aber-nicht-fuer-alles/