12. Mai 2016
Eile mit Weile: Bundesverkehrswegeplan und unkonventielle Lösungen für das Stauproblem am Königsteiner Kreisel
Hier finden Sie die Stellungnahme zum Bundesverkehrswegeplan und unsere Stellungnahme zur B8-neu von 2006.
Eile mit Weile: Bundesverkehrswegeplan und unkonventielle Lösungen für das Stauproblem am Königsteiner Kreisel
Teil 1 - Stauproblem
Der BUND Königstein-Glashütten fordert als Soforthilfe Tempo 30 km/h im Kreisel, die Abschaltung der Ampeln und Ersatz durch „Zebrastreifen“. Bei 30 km/h ist die Verkehrsdichte am größten, und Fußgänger können leichter die Straße kreuzen, ohne dass eine Ampel gleich den ganzen Verkehr lahmlegen muss. Darüber hinaus appelliert der BUND an alle Autofahrer, doch einmal auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auszuweichen, sich zu Fahrgemeinschaften zusammenzufinden und – wenn es denn unbedingt das Auto sein muss – möglichst gleichmäßig zu fahren, um den Stau nicht zu verstärken. An die Politik richtet der BUND seine Forderung, den ÖPNV endlich besser auszubauen. Eine weitere Soforthilfe wäre auch ein P&Ride-Parkplatz z.B. an der Billtalhöhe oder noch hinter Glashütten mit direktem Bus-Zubringer zur Kleinbahn und S-Bahn in Kronberg oder Bad Soden (mit nur wenigen Haltestellen). Der ÖPNV muss so günstig und verlässlich werden, dass sich das Stehenlassen oder Abschaffen eines PKWs lohnt. Nur der ÖPNV hat das Potenzial, uns langfristig die Wohnqualität in Königstein und Umgebung, ja gar im ganzen Taunus zu erhalten.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass auch der Umbau des Kreisels und die Öffnung der Innenstadt (Adelheidstraße) für den Schleichverkehr vom Hintertaunus Richtung B 8 und Wiesbaden den Verkehr hat anwachsen lassen. Nun ist mit der Baustelle in der Altenhainer Straße eine Strecke des Schleichverkehrs geschlossen worden, was – zusätzlich zum Kronberger Umleitungsverkehr – am Königsteiner Kreisel neue Staus produziert. Geplant sind darüber hinaus noch weitere Baustellen, die ebenfalls Auswirkungen auf den Kreisel haben werden: L 3004 (Kanonenstraße, September-Oktober), B 455 in Schneidhain (vermutlich Sommerferien), A 66 Eschborn-Zeilsheim (Juni-November). Der kleine Trost, dass das meiste in den Sommerferien stattfinden soll, relativiert sich, denn nach den Sommerferien wird fleißig weiter bis in den Herbst gebaut.
Es ist ein Teufelskreis, beklagt der BUND die Straßenbaumanie, immer mehr und bessere Ortsumfahrungen bauen zu wollen. Bessere Straßen erleichtern mehr Leuten das Fahren mit dem Auto, neue hochpreisige Wohn- und Gewerbegebiete werden erschlossen, wieder mehr Autos kommen dazu. Sozialer Wohnungsbau fehlt. Dadurch gehen die Fahrgastzahlen im ÖPNV immer weiter zurück und er wird dann zurückgebaut (siehe Glashütten-Oberems). Aber fehlende ÖPNV-Verbindungen führen praktisch sofort wiederum zu mehr Autoverkehr. Und mehr Autoverkehr führt zu mehr Straßenbau. Der einzige Ausweg aus dem Teufelskreis ist der ÖPNV. Statt mehr Geld in unnötige und gewerbeschädliche Ortsumfahrungen zu stecken, sollte das Geld in den ÖPNV fließen – sozialer, natur- und umweltschonender und langfristig günstiger wäre es sowieso.
Teil 2 - Bundesverkehrswegeplan (BVWP)
Königstein ächzt unter den aktuellen Stauproblemen, da wird schnell der Ruf nach der alten B8-Neu-Planung laut. Der BUND teilt dazu mit, dass diese Planung aus verschiedenen Gründen – nicht nur dem Natur- und Umweltschutz – zu Recht sterben musste. Ein wesentlicher Punkt wäre die starke Verkehrszunahme und Lärmbelastung von Königstein gewesen. Außerdem wird rund 80 % des Verkehrs am Kreisel durch Königstein selbst erzeugt: Königstein hat genauso viele Pendler hinein wie hinaus und dazu kommen die „Privat-Taxen“ von vier großen Schulen.
Der aktuelle Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 konstatiert für die geplanten Baumaßnahmen jeweils eine Zunahme des Verkehrs. Dass gute Durchgangsstraßen darüber hinaus auch kleine Gewerbebetriebe aussterben lassen, weil größere leichter erreichbar werden (siehe Innenstadtsterben durch Einkaufszentren auf der grünen Wiese), hat sich bereits ebenfalls herumgesprochen – Glashütten ist deshalb zu Recht gegen den Bau der neuen Ortsumfahrung nach dem neuen Bundesverkehrswegeplan.
Nach dem BVWP 2030 sollen auch Weilbach und Hofheim – beide an der B 519 – Ortsumfahrungen bekommen, die Ortszentren und die A 66 (!) werden vom Verkehr entlastet. Die Ortsumfahrungen Glashütten und Weilbach – beide B 8 – kommen hinzu. Für alle vier Projekte prognostiziert der BVWP selbst folgerichtig eine Zunahme des Verkehrs auf der jeweiligen Bundesstraße! Und am Königsteiner Kreisel kreuzen sie sich. Die durch die Umfahrungen gesparte Zeit wird dann am Königsteiner Kreisel im Stau verbracht. Letztlich werden aus den Bundesstraßen damit Entlastungsstraßen für die Autobahnen (B 8 – A 3, B 519 – A 66), die Anwohner werden mit neuem Lärm und Autoabgasen belastet, längst überfällige Lärmschutzmaßnahmen an den Autobahnen entfallen.
Aber nicht nur die überörtlichen, auch die lokalen Planungen verschlimmern das Verkehrsproblem. Geplant ist eine neue Ampel am Baugebiet Messergelände; auch die Baugebiete Kaltenborn III und evtl. Biestengelände mit benachbarten Wiesen werden – jeweils mit Rotphasen für die B8 – für zusätzlichen PKWs sorgen. Es ist ein geplanter Dauer-Stau mit Ansage. Relativ kurzfristig kann aber Tempo 30 in Verbindung mit Flüsterasphalt zum einen die beste Lärmreduzierung erreichen (bis zu 10 dB möglich), zum anderen kann durch Tempo 30 auch der Stau durch erhöhten Verkehrsdurchsatz reduziert oder vermieden werden. Darüber hinaus empfiehlt der BUND als sinnvollste Entlastungsmaßnahme für Königstein eine Untertunnelung des Kreisels (Altkönigstraße bis KFB-Klinik), wie vom BUND bereits 2006 gefordert. Die Stellungnahmen des BUND zum BVWP und der B8-Westumfahrung sind auf der Homepage unter www.bund-koenigstein-glashuetten.de abrufbar.