BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


22. August 2019

Pressemitteilung zum Woogtal-Weiher: „Das Wehr sollte gesprengt werden“

„Das Wehr sollte gesprengt werden“, so äußerte sich einmal eine grüne Stadtverordnete mit nach eigenen Angaben Bach-Experten-Wissen gegenüber dem BUND. Genau das ist auch der Wunsch des BUND. Umso schlimmer findet der BUND die aktuellen Planungen rund um den ehemaligen Woogtal-Weiher. Seit Jahren wird bei jeder Bachschau festgestellt, dass der (ehemalige) Woogtalweiher im Hauptschluss liegt, weil der Nebenschluss zum einen nur ein Nebenschluss ist (die Hauptmenge des Wassers fließt durch den Weiherbereich) und zum anderen der Nebenschluss selbst defekt ist und immer wieder trocken fällt, also auch von daher die Funktion eines Hauptschlusses gar nicht übernehmen könnte. Ebenso wird seit Jahren immer wieder festgestellt, dass nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der Woogtalweiher ein Wanderungshindernis für Fische und Bachlebewesen darstellt, das entfernt werden muss – oder im Nebenschluss liegen muss, bzw. ein Nebenschluss die Funktion einer Wanderstrecke für die Fische und Bachlebewesen übernehmen kann. Leider ist in dieser Richtung aber nie etwas passiert.

Als nun rund um den See eine Vielzahl an Bäumen gefällt und der See abgelassen wurde, hat der BUND sich nicht dazu geäußert, denn diese Maßnahmen helfen, dass der See schneller austrocknet und sich eine natürliche Bachaue entwickeln kann, erste Ansätze sind bereits zu sehen: So kommentierte ein Besucher auf Facebook: „Selten soviele Schmetterling und Insekten gesehen“. Auch beim oberen, inzwischen verlandeten Teich fand eine natürliche Renaturierung statt: Hier besitzt Königstein ein wundervolles Kleinod eines Bachauenbiotops, das wirklich wunderschön und sehenswert ist. Laut WRRL ist ein See ein Wanderungshindernis, das entfernt werden muss. Insofern ist das Ablassen des Weihers eine echte Verbesserung für den Woogbach und das Woogtal – und ein Wiederaufffüllen würde nun klar der WRRL widersprechen, denn es existiert ein Verschlechterungsverbot. Und ein Wiederauffüllen des Teichs wäre eine Verschlechterung.

Gänzlich unverständlich sind dem BUND daher die Maßnahmen, die im Herbst im Woogtal anlaufen sollen: Das Wehr soll erhöht werden, der See soll stellenweise ausgebaggert werden, es soll eine Wasserbelüftung mit Hilfe eines autarken Kompressors (also Dieselaggregat statt Stromleitung) installiert werden und es soll wieder ein Absetzbecken für das Geschiebe (u.a. ein Grund, warum die Seen verlandet sind) installiert werden. All das kostet Geld. Sicher ist, dass ein solches Absetzbecken auch in Zukunft immer wieder Geld für das Ausbaggern kosten wird. Sicher ist, dass für das Absetzbecken das Bachauenbiotop geopfert werden soll. Sicher ist, dass der Kompressor jahrelang lärmen und die Luft verpesten wird und Geld (Treibstoff, Wartung) kosten wird, denn der Abbau des vorhandenen und auch des neu hinzukommenden organischen Materials wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen. Angeblich soll auch der Nebenschluss soweit ertüchtigt werden, dass das Wasserrad wieder in Betrieb gehen kann – eine Sehenswürdigkeit vielleicht, aber keine ökologische Notwendigkeit.

Und für solcherlei ökonomischen Unsinn soll das Woogtal ökologisch geopfert werden? Es soll also der WRRL glasklar zuwidergehandelt werden? Und da haben UNB und UWG zugestimmt? Der BUND protestiert! Zusammengefasst stellt der BUND fest, dass mit Hilfe von jahrelangen Geldausgaben die Natur auf Dauer verlärmt und zerstört werden soll, um einen Teich wiederherzustellen, der sowieso keinerlei ökologische Daseinsberechtigung hat. Weitaus weniger Geld würde der Abbau des Wehrs kosten. Die Renaturierung des Woogtals schafft die Natur dann von ganz allein und kostet die Stadtkasse keinen weiteren Cent mehr. Und die Bürger bekämen für "lau" dafür ein funktionierendes, ökologisch sehenswertes und wunderschönes Woogtal! Vielleicht könnte man sogar da dann wieder Bachforellen angeln! Wer übrigens einen Teich betrachten möchte, kann dazu gerne in die relativ verdreckte Herzog-Adolph-Anlage gehen. Dort wären eine Belüftung und Geldausgaben für Pflegemaßnahmen wesentlich sinnvoller untergebracht, denn gesund oder gepflegt sieht der Teich, ja die ganze Anlage, nicht aus. Und ökologisch wertvoll ist er auch nicht, könnte es dann aber werden.

Dem Vernehmen nach hat auch vor einigen Wochen eine Begehung stattgefunden. Genau eine solche Begehung hatte der BUND bereits vor Monaten, sowohl bei der Unteren Wasserbehörde (UWB), der Unteren Naturschutzbehörde (UNB), als auch dem Bauamt gegenüber angesprochen und ist nun doch etwas enttäuscht, dass sämtliche Planungen rund um das Woogtal ohne Anhörung des BUND stattfanden. Der BUND ist übrigens nicht Mitglied im Woogtaldialog, er wurde bei der Gründung übergangen – was den BUND aber nicht weiter stört, denn der Woogtaldialog hat keinerlei politischen Auftrag oder Kompetenz in dieser Angelegenheit. Das Woogtal befindet sich schließlich im Außenbereich der Stadt Königstein und unterliegt damit in erster Linie dem Bundesnaturschutzgesetz und der WRRL.


Quelle: http://bund-koenigstein-glashuetten.de/nc/pressemitteilungen/detail/artikel/pressemitteilung-zum-woogtal-weiher-das-wehr-sollte-gesprengt-werden/