Pressemitteilung 11.4.2013
Mammolshainer Naturschutzdesaster
BUND erinnert an Vereinbarungen am Runden Tisch und Kastanienpflegekonzept
Nach den Rechtfertigungsversuchen der Mammolshainer Gärtner zu ihren Aktivitäten in der Mammolshainer Gemarkung und den gravierenden Auswirkungen auf die geschützte Badbachaue, erinnert der BUND die Akteure in Mammolshain an von ihnen mitgetragene Abmachungen:
Erstens:
Im Kastanienpflegekonzept aus dem Jahr 1996 wird fest geschrieben, dass die in den vergangenen Wochen zerstörte Strauchschicht im Badbachtal nicht angetastet werden solte. Das Pflegekonzept zeichnet sich dadurch aus, dass es behutsame Maßnahmen fest schreibt. Von radikalen Abholzungen und Komplettentnahmen ist nie die Rede.
Zitate aus Seite 11: „ dabei geht es in dieser Arbeit nicht darum, den alten Zustand pauschal wiederherzustellen. Z. B. nur den „Haincharakter“, ähnlich einer Streuobstwiese, sondern für den jeweiligen Standort ein individuelles Maßnahmenkonzept zu entwickeln, d. h. verschiedene Zustandsformen an Edelkastanienwäldern bis hin zum durchwachsenen Hochwald zu pflegen und langfristig zu sichern.„
aus Seite 18: "zu schattiges Klima für gelenkte Hainentwicklung" und
Seite 20: "Aufgrund der obengenannten ungünstigen Klimabedingungen kann die Erhaltung der Edelkastanie nur unter sehr großem Aufwand durchgeführt werden; der Klimaxzustand entspricht hingegen einer Schatthangwaldgesellschaft bzw. sonstige naturnahe Waldgesellschaft (Eichenmischwald)"
Zweitens:
Der Runde Tisch Streuobst musste im Jahr 2011 von Bürgermeister Helm einberufen werden, da die Umsetzung des Pflegekonzeptes aus dem Ruder gelaufen ist und nicht mehr von den Mammolshainern beachtet wird. Es fehlt eine verbindliche Anleitung und ein Monitoring in diesem Bereich. Entweder muss das Konzept nachgebessert werden oder nochmals für die Mammolshainer erläutert werden.
Im Runden Tisch einigte man sich u.a. darauf:
Zitat Seite 2 "Vor der Durchführung der einzelnen Maßnahme ist bei der Unteren Naturschutzbehörde die Genehmigung einzuholen ...".
Die Originaldokumente sind für jedermann auf der Webseite des BUND Königstein-Glashütten abrufbar. www.bund-koenigstein-glashuetten.de
Beim BUND sind Briefe und Anrufe von Mammolshainern eingegangen , die mit den Maßnahmen nicht zufrieden sind. Sogar empörte Grundstückseigentümer befinden sich darunter, deren Grundstücke ohne ihr Wissen gerodet wurden. Da sie jedoch das Klima der Einschüchterung fürchten, wenden sie sich nicht an die Öffentlichkeit und überlassen es dem konflikterfahrenen BUND für sie die "Kastanien aus dem Feuer zu holen".
Der BUND wird nicht weiter zuschauen, wie die Lebensräume für Vögel Jahr für Jahr zerstört werden, wie Kastanien so "gepflegt" werden, dass die Kronen absterben, wie die Vogelwelt derart drastisch abnimmt, dass Insektenschädlinge sich ausbreiten und die Obstplantagen mit chemischen Spritzmitteln von ihnen befreit werden müssen mit schwer wiegenden Konsequenzen für die Bienenvölker.
Verkehrssicherungsmaßnahmen an frequentierten Straßen sind ohne Frage städtische Pflicht, aber zur Verkehrssicherung gehört es nicht einem Baum die Krone abzusägen - da sollte man so ehrlich sein und den Baum gleich ganz fällen. Ob diese Verkehrssicherung ehrenamtlichen Helfern überlassen werden darf, müsste von der Stadt versicherungsrechtlich überprüft werden.
Ein ganzheitliches Konzept muss für Mammolshain erarbeitet werden, das nicht nur die alten Kastanienhaine verklärend im Blick hat, sondern die gewachsenen Wälder, den artenreichen Unterbewuchs und das Totholz schützt und das im Sinne modernen Naturschutzes und der unbedingten Einhaltung des Bundesnaturschutzgesetzes.